Archiv zur Dokumentation bedrohter Sprachen ist "Memory of the World"

Eine schöne Anerkennung für die Stiftungsinitiative DobeS: Große Teile des aus einer langjährigen Förderung der Stiftung hervorgegangenen "The Language Archive" am MPI für Psycholinguistik in Nijmegen sind jetzt von der UNESCO ins "Memory of the World" Register aufgenommen worden.

Die 64 jetzt in das bedeutende Welt-Register aufgenommenen Sammlungen des "The Language Archive" (TLA) dokumentieren 102 unterschiedliche Sprachen, die nur noch von kleinen Sprechergemeinschaften genutzt werden. Sie sind deshalb vielfach dem Untergang geweiht. Durch die Analyse und Beschreibung ihres Wortschatzes und der Grammatik, vor allem auch durch die Aufzeichnung der Sprachpraxis in umfassenden audio-visuellen Materialen, bleiben die Sprachen dem Gedächtnis der Welt erhalten und sind auch in Zukunft zum Beispiel für die Wissenschaft nutzbar. Die Sammlungen sind zugänglich über folgenden Link: TLA-Archiv (bei einzelnen Materialien ist eine Registrierung oder Zugangserlaubnis erforderlich). Die VolkswagenStiftung hatte die Initiative Dokumentation bedrohter Sprachen (DobeS) im Jahr 1999 eingerichtet und ermöglichte in rund 15 Jahren mit knapp 30 Millionen Euro Sprachdokumentationsprojekte auf allen fünf Kontinenten. Das digitale Herzstück des DobeS-Archivs wurde am MPI in Nijmegen entwickelt und bildet heute auch den Kern des TLA. Dass das Sprachen-Archiv nun zum "Memory of the World" gehört, empfinden alle Beteiligten als eine große Auszeichnung: die dokumentierenden Wissenschaftler in allen Welt, die Softwareexperten in Nijmegen und natürlich auch die Förderer in Hannover. Eine Übersicht über die DobeS-Projekte finden Sie unter http://dobes.mpi.nl/projects/.

DobeS-Projekt im Videoblog sciencemovies

Für den Videoblog sciencemovies dokumentierte die junge Anthropologin Soraya Hosni zusammen mit ihren Kolleginnen Kilu von Prince und Susanne Fuchs die vom Aussterben bedrohte Sprache Daakaka auf der Südsee-Insel Ambrym. Ihre Kurzfilme finden Sie unter "Wer spricht noch Daakaka?". Die Wissenschaftlerinnen gehören zur Arbeitsgruppe von Professor Manfred Krifka am Zentrum für Allgemeine Sprachwissenschaft in Berlin (ZAS).

Dr. Thomas Widlok erläutert aktiven ≠Akhoe-Hai//om-Sprechern die elektronische Datenbasis. (Foto: ≠Akhoe-Hai//om Dobes - Team)

Sonderbeilage zur Förderinitiative DobeS

Unter dem Titel "Bedrohte Sprachen. Warum die Vielfalt stirbt – und wie Forscher kulturelles Wissen vor dem Vergessen retten" berichten Wissenschaftsjournalist(inn)en und Sprachforscher(innen) in einem Beihefter von Spektrum der Wissenschaftüber die Förderinitiative. Hier finden Sie die Publikation zum Download: Bedrohte Sprachen. Warum die Vielfalt stirbt (pdf).