Die unheimlichen Helfer
Der Mensch als Zauberlehrling, der von seinem eigenen Geschöpf überwältigt wird: Das ist ein Angsttraum mit langer kulturgeschichtlicher Tradition – und ein Thema, das Schriftsteller in vielen Variationen bearbeitet haben. In Ray Bradburys Kurzgeschichte "Marionetten e.V." nimmt der künstliche Doppelgänger die Position seines Besitzers ein, das Instrument beherrscht seinen Benutzer.
Diese Geschichte, in zwei Teilen vorgelesen von Elisabeth Hoppe vom Schauspiel Hannover, umrahmte das von Steve Ayan moderierte 11. Forum Mensch-Natur-Technik "Ein Roboter in jedem Haus? Vom Leben mit der Technik von morgen", zu dem die VolkswagenStiftung ins Schloss Herrenhausen Hannover eingeladen hatte.
In seinem Impulsreferat verwies der Kölner Literaturwissenschaftler Rudolf Drux darauf, dass menschenähnliche Maschinen schon bei Homer vorkommen. Der Begriff "Roboter" hat seine Wurzeln im Slawischen, „robot“ wird in einer Quelle von 1500 für Frondienst und Fronarbeit benutzt. Von „Robotern“ ist dann in einem Stück von Josef ?apek aus dem Jahr 1921 die Rede. Bis heute verbinden wir mit diesem Begriff, so Drux, als wichtigste Funktion die Erledigung schwerer und unangenehmer Arbeit und als äußerliches Merkmal die Ähnlichkeit des Roboters mit dem Menschen.
Im 18. Jahrhundert faszinierte der "L’Homme Machine", die mechanisierte Puppe, die Klavier spielen oder ganze Sätze schreiben konnte. In einer Traditionslinie der Aufklärung wurde der Mensch selbst als eine Maschine beschrieben. Bei der Betrachtung des Verhältnisses von Mensch und Maschine stand jedoch nie das rein Instrumentelle, sondern immer die grundsätzliche Frage im Raum, was den Menschen besonders macht, ja, was der Mensch eigentlich sei.
Für Angstträume, da war sich die anschließendes Diskussionsrunde einig, gibt es (noch?) keinen Grund – auch wenn nicht geleugnet wurde, dass der Einsatz von Robotern negative Folgen beinhalte: Beispielsweise kostet er Arbeitsplätze in der Industrie. Allerdings fokussierte diese Veranstaltung den alltäglichen Einsatz von Robotern etwa in Privathaushalten.
Gregor Schöner vom Institut für Neuroinformatik der Ruhr-Universität Bochum setzte in seinem Eingangsreferat denn auch auf Entdramatisierung der Debatte. Schließlich stünden uns mit dem Kühlschrank und der Waschmaschine schon längst einfache Roboter zur Verfügung, die allerdings nur sehr spezielle Aufgaben verrichteten und sehr unflexibel seien. Auch der Staubsaugroboter, der sich selbstständig im Raum bewegt, stelle zwar eine Weiterentwicklung dar, sei jedoch ebenfalls kaum programmierbar. Selbst beim autonomen Autofahren, das bereits eine typische menschliche Tätigkeit nachahme, verarbeite die Maschine zwar größere Teile der Umwelt selbst, sei jedoch durch ein von außen vorgegebenes Ziel bestimmt.
Mit einem Roboter, so Schöner, verbinden Menschen anspruchsvolle Eigenschaften: Er solle möglichst autonom sein, also die Umwelt wahrnehmen können; er solle kognitive Fähigkeiten besitzen, also "flexibel komplexe Abläufe zielorientiert erzeugen" können; er solle "anthropomorph" (menschenähnlich) sein, damit er "auf natürliche Weise" mit uns kommunizieren könne. Aber ein partnerschaftliches Verhältnis ergebe sich daraus nicht. Wir wollen, so Schöner, ihnen befehlen, nicht sie überreden.
Jedoch taucht immer wieder die Frage auf, ob uns die Maschine einmal ebenbürtig sein wird: Zumindest die Schachcomputer sind uns sogar schon in einigen Punkten überlegen, da ihre Leistung doch auf einer Datenverarbeitungskapazität basiert, über die wir Menschen nicht verfügen.
Doch gerade beim scheinbar Einfachen kommt der Roboter nicht an menschliche Fähigkeiten heran – etwa beim Greifen: Die feine Regelung der menschlichen Bewegung sei "multisensoriell". Muskeln werden wie Federn benutzt, was auch blindes Zugreifen erlaubt.