Erdsystemwissenschaft als neue Leitidee für die Geowissenschaften
Anlässlich eines Leopoldina-Symposiums am 19. Dezember 2022 kündigt die VolkswagenStiftung ein neues Förderangebot an. 50 Jahre nach den "Grenzen des Wachstums" soll wieder die Erde als Ganzes in den wissenschaftlichen Blick rücken.
Vor 50 Jahren hat die VolkswagenStiftung ihr bis heute wirkungsvollstes und populärstes Projekt gefördert: die Studie "Grenzen des Wachstums" (engl. "Limits to Growth"). In Kürze wird ein neues Förderangebot "Erdsystemwissenschaften" starten, das wiederum einen multiperspektivischen Blick auf die Entwicklung unseres gesamten Planeten ermöglichen soll. Im Anthropozän haben die Menschen globale Prozesse in Gang gesetzt, die die Stabilität des Systems Erde gefährden – und damit das Wohlergehen künftiger Generationen. Nach wie vor bedarf es schneller Lösungen, um den Klimawandel zu verlangsamen, Nahrungsquellen, Rohstoffe, Wasser, Land und Meere nachhaltig zu nutzen, Naturgefahren vorherzusehen und weitere kritische Entwicklungen im Erdsystem zu erfassen und zu bewerten.
"Geowissenschaften können entscheidend zur Lösung globaler Herausforderungen beitragen", sagt Georg Schütte, Generalsekretär der VolkswagenStiftung. "Deshalb wollen wir ein neues Förderangebot starten, voraussichtlich im Februar 2023, das als substanzieller Impuls zur Modernisierung und Dynamisierung der Geowissenschaften beitragen soll. Das Ziel ist es, die vielen Subdisziplinen anhand einer zukunftsorientierten Leitidee neu ausrichten: der Erdsystemwissenschaft."
Das neue Förderangebot ist eine unmittelbare Antwort der Stiftung auf Forderungen im kürzlich erschienenen Zukunftsreport "Erdsystemwissenschaft" der Leopoldina. Darin attestieren nationale und internationale Expert:innen dem Forschungsfeld zwar herausragende Relevanz für Wissenschaft, Politik und Gesellschaft. Um aber mit dem Tempo des Klimawandels und des globalen Wandels Schritt halten zu können, müssten sich die Geowissenschaften integrativer aufstellen und Wissen und Lösungsvorschläge deutlich schneller generieren. Traditionelle Denkmuster in Forschung und Lehre der Geowissenschaften müssten hinterfragt und neue, zukunftsfähige Strukturen aufgebaut werden.
Georg Schütte: "Der Zukunftsbericht Erdsystemwissenschaft hat uns in der Stiftung sofort von der Relevanz und Dringlichkeit dieses Forschungsfeldes überzeugt. Man hat sich daran gewöhnt, dass Grundlagenforschung immer spezialisierter, immer kleinteiliger wird – und vergisst dabei den Blick auf die Erde als Ganzes. Nur so aber können effektive Lösungen für globale Probleme gefunden werden."
Das neue Förderangebot sieht vor, dass dafür qualifizierte Universitäten ein bis zwei Junior-Professuren mit Tenure-Track beantragen können. Diese Professuren sollen sich in ein Gesamtkonzept für die interdisziplinäre Kooperation der geowissenschaftlichen Disziplinen unter der Leitidee einer Erdsystemwissenschaft einfügen.