"Freigeist-Fellows" 2016 – Feierliche Verleihung
Zwölf Nachwuchswissenschaftler(innen) erhielten ihr "Freigeist-Fellowship" bei einer Veranstaltung im Schloss Herrenhausen am 7. Oktober 2016.
Freigeist-Fellowships vergibt die VolkswagenStiftung bereits zum dritten Mal seit 2014. Die Förderinitiative ist auf junge Nachwuchswissenschaftler(innen) ausgerichtet, die neue Wege gehen und sich zwischen den etablierten Forschungsfeldern bewegen. Rund 180 Forscher(innen) reichten in der letzten Ausschreibung ihre Anträge ein – zwölf von ihnen werden nun ihre spannenden Ideen, mit denen sie die Gutachter(innen) überzeugten, in die Tat umsetzen. Die neuen "Freigeister" folgten am 7. Oktober der Einladung der Stiftung ins Schloss Herrenhausen in Hannover.
Verleihung im Schloss Herrenhausen
Vormittags informierte das Freigeist-Team der VolkswagenStiftung die neu Geförderten in kleiner Runde über die flexiblen Module der Förderinitiative und gab Raum für Austausch und Networking. Am Abend überreichte Generalsekretär Dr. Wilhelm Krull im Rahmen einer festlichen Veranstaltung die Freigeist-Urkunden – in Anwesenheit von knapp 100 Gästen aus dem privaten und wissenschaftlichen Umfeld der Fellows sowie weiterer Vertreter der Hochschullandschaft. Durch das Programm, bei dem auch die Fellows ihre Projekte vorstellten, führte die Kabarettistin Beate Bohr.
12 spannende Forschungsprojekte
Die neuen "Freigeister" kommen aus renommierten Forschungseinrichtungen aus Deutschland sowie aus dem Ausland, wie der Harvard University, der École Polytechnique Fédérale de Lausanne oder auch der University of California Berkeley und San Diego. Sie werden mit ihrem Freigeist-Vorhaben in den nächsten Wochen an verschiedenen deutschen Hochschulen und Forschungsinstituten starten.
Die Freigeist-Fellows 2016
Dr. Martin Bauch erforscht an der Universität Leipzig mit seinem Vorhaben "The Dantean Anomaly (1309-1321) – Rapid Climate Change and Late Medieval Europe in a Global Perspective" erstmals aus klimageschichtlicher Perspektive das Jahrzehnt, in dem die größte Hungersnot des vergangenen Jahrtausends – die "Great Famine" – stattfand (1315-1321). Es fällt in eine als "Dantean Anomaly" bezeichnete, weiter gefasste Periode (1309-1321) rapider Klimaverschlechterung.
Dr. Laura Ewell möchte mit ihrem Forschungsvorhaben "Optical Activity-Dependent Single Neuron Tagging in Behaving Animals: Linking Single Cell Properties to Behavior" an der Universität Bonn ein neuartiges Verfahren etablieren, mit dem die Aktivität einzelner Nervenzellen innerhalb eines intakt funktionierenden Netzwerks erfasst werden kann. Die exakte Zellidentifizierung erlaubt anschließend weitere Untersuchungen bestimmter Zellen mit etablierten zellphysiologischen Techniken.
Dr. Elisa Filevich beginnt an der Humboldt-Universität Berlin mit ihrem Projekt "Metacognition of Action: Behavioural and Brain Bases". Die Wissenschaftlerin widmet sich der Frage, ob Bewegungsabläufe bewusst wahrgenommen werden können und ob das Bewusstsein in diesem Fall von Nutzen sein kann. Sind bewusste Bewegungsabläufe beispielsweise präziser als unbewusste? Zusätzlich sollen die neuronalen Mechanismen für Bewegungen beider Art verglichen werden.
Dr. Christos Ganos widmet sich am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf im Projekt "Somatosensory Mapping and Body Representation in Dystonia" der Frage, welche Rolle das somatosensorische System bei der Erkrankung Dystonie spielt, eine Bewegungsstörung, die durch abnorme Muskelkontraktionen gekennzeichnet ist und zu unwillkürlichen Bewegungen und Haltungen führt. So soll definiert werden, inwiefern das somatosensorische System bestimmt, wo Symptome initial auftreten, wie die Ausbreitung erfolgt und welche Veränderungen damit einhergehen.
Dr. Tine Hanrieder fokussiert am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Research Unit Global Governance, mit ihrem Projekt "Medical Internationalisms and the Making of Global Public Health" auf die Weltgesundheitspolitik. Global Health bestimmt die politische Agenda mehr denn je: Krankheiten kennen keine Landesgrenzen; Experten, Ressourcen und Wissensbestände werden transnational zunehmend ausgetauscht. Die Forscherin will untersuchen, welche Stakeholder(-gruppen) Gesundheitspolitik, -wesen und -forschung heute bestimmen.
Dr. Sophia Hoffmann widmet sich am Zentrum Moderner Orient, Berlin, mit ihrem Projekt "Learning Intelligence: The Exchange of Secret Service Knowledge between Germany and the Arab Middle East 1960-2010" der Zusammenarbeit von Geheimdiensten. Was macht staatliche Geheimdienste wichtig? Funktionieren sie auf der ganzen Welt auf ähnliche Weise? Und wie intensiv stellt sich die internationale Zusammenarbeit dar? Sie untersucht dazu beispielhaft die Strukturen der beiden deutschen Geheimdienste (BRD und DDR) sowie die der arabischen Geheimdienste in der Zeit zwischen 1960 und 2010 und prüft etwaige Verflechtungen bei der Zusammenarbeit der inländischen und ausländischen Dienste.
Dr. Rainer Kaufmann entwickelt mit seinem Forschungsprojekt "Super-Resolution Fluorescence Cryo-Microscopy" an der Universität Hamburg eine neue Methode, die super-auflösende Fluoreszenzmikroskopie mit Kryoimmobilisierung verbindet. So möchte er ein bildgebendes Verfahren entwickeln, das die Abbildung von biologischen Strukturen in ihrem nativen Zustand ermöglicht.
Dr. Carsten Meyer will an der Universität Leipzig in seinem Projekt "Modelling the Socioeconomic Forces behind 21st Century Biodiversity Loss: A Macroscopic Approach to Turn Complexity into Opportunities for Action" die Zusammenhänge zwischen Biodiversitätsverlust und demographischen, volkswirtschaftlichen und vielen anderen Faktoren mithilfe von statistischen Modellen aufzeigen.
Dr. Ivan Minev zielt in seinem Projekt "Electronic Tissue Technology for Spinal Cord Repair" an der Technischen Universität Dresden auf bioelektronische Implantate ab, die der Reparatur von beschädigtem Gewebe – etwa bei verletzten Organen oder Nerven – dienen sollen. Sie ähneln in ihrer Struktur den menschlichen Geweben und sollen direkt an der beschädigten Stelle im Körper eingesetzt werden.
Dr. Timothy Nunan widmet sich an der Freien Universität Berlin dem Kalten Krieg mit dem Forschungsprojekt "The Cold War's Clash of Civilizations: The Soviet Union, the Left, and the International Origins of Islamism". Mit Blick auf existierende Forschung zur Geschichte des Kalten Krieges möchte er über die Bipolarität zwischen kapitalistischem Westen und sozialistischem Osten hinausgehen und klären, wie der amerikanisch-sowjetische Antagonismus neue Handlungsräume für islamische Akteure im Mittleren Osten schuf.
Dr. Juliane Simmchen verbindet an der Technischen Universität Dresden mit ihrem Forschungsprojekt "Photocatalytic Processes for Micromotion and Analytic Purposes - PHOTOLYTICS" zwei Forschungsfelder – Photokatalyse und Mikromotoren. Es zielt auf die Entwicklung eines Antriebsmechanismus für photokatalytische Mikromotoren, der auf der Zersetzung von Wasser durch Sonnenlicht basiert. Das Anwendungsziel ist der Einsatz von Mikromotoren für die Wassersanierung.
Dr. Isabell Stamm untersucht an der Technischen Universität Berlin unter dem Titel "Entrepreneurial Group Dynamics", wie sich interpersonelle Beziehungen zwischen Personen, die gemeinsam ein Unternehmen gegründet haben, entfalten. Das Projekt zielt darauf ab, unternehmerische Gruppen als eigenständige Analyseeinheit zu etablieren und einen Längsschnittdatensatz über solche Gruppen zu erstellen, der es erlaubt, sowohl einzelne Mitglieder als auch Gruppen und verbundene Unternehmen nachzuverfolgen.
Neue Runde 2017
Nach dem aktuellen Stichtag 13. Oktober 2016 bietet sich die nächste Möglichkeit zur Bewerbung um ein Freigeist-Fellowship wieder zum 12. Oktober 2017. Weitere Informationen zu den Freigeist-Fellowships finden Sie auf den Seiten der Förderinitiative Freigeist-Fellowships.