Kindeserkrankungen besser erkennen

Referenzwerte sind für Ärzte wichtige Orientierungspunkte, um Risiken und Krankheiten bei Erwachsenen zu erkennen. Eine neue Studie legt erstmals Referenzwerte für Kinder vor.

Ob bei Gewicht, Blutdruck oder Blutzucker: Referenzwerte gehören standardmäßig zur medizinischen Untersuchung, um auf Basis von Vergleichen Diagnosen zu erstellen. Bei Kindern war bisher die Diagnostik deutlich schwieriger als bei Erwachsenen, da solche Werte für sie nicht vorlagen. Diese Lücke will ein neuer Sonderband der Fachzeitschrift "International Journal of Obesity" (IJO-Supplement) schließen. Darin wird die größte europäische Studie zur Erforschung von lebensstil- und ernährungsbedingten Erkrankungen bei Kindern, IDEFICS, vorgestellt, aus der Wissenschaftler medizinische Referenzwerte für Kinder ableiten. Am 26. September wurde die Untersuchung im Rahmen der Veranstaltung "Die Bedeutung von Referenzwerten für die kindliche Gesundheit" im Tagungszentrum Schloss Herrenhausen in Hannover vorgestellt. Internationale und nationale Expertinnen und Experten referierten auf Einladung der VolkswagenStiftung und des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS über die Bedeutung von Referenzwerten bei Kindern. Bei Kindern haben Kinderärztinnen und -ärzte bislang vor allem die klassischen anthropometrischen Referenzwerte wie für Kopfumfang, Körpergewicht und -größe sowie Body-Mass-Index (BMI) zu Rate gezogen. Insbesondere klinische Vergleichswerte, anhand derer sie beispielsweise das Risiko für spätere Herz-Kreislauferkrankungen beurteilen oder Frühstadien von Diabetes erkennen können, fehlten jedoch. Ohne dieses Wissen ist eine frühzeitige und gezielte Intervention nicht möglich, mit der sich dauerhafte Schäden bei Kindern mit erhöhtem Erkrankungsrisiko verhindern ließen.

Zwei Insulin-Referenzkurven, für Mädchen und Jungen (Grafik: Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie - BIPS)

Die Publikation "Obesity determinants and reference standards for health parameters in pre-adolescent European children: Results from the IDEFICS study." ist im Internet abrufbar unter http://www.nature.com/ijo/journal/v38/n2s/index.html. Website zur IDEFICS-Studie: www.ideficsstudy.eu

Foto: Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie - BIPS / nature publishing group