Kriterien für eine bessere Wissenschaftskommunikation

70 Experten diskutierten auf Einladung der VolkswagenStiftung über Qualitätskriterien in der Wissenschaftskommunikation. Jetzt sind die Ergebnisse online verfügbar.
Link zur Dokumentation: Workshop Wissenschaftskommunikation

Die Pressestellen der Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, aber auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind verunsichert. Nach stürmischen Jahren des Aufbaus von Kapazitäten und Formaten für die Vermittlung wissenschaftlicher Inhalte an ein breites Publikum melden sich Zweifler zu Wort. Ist im hektischen Wettbewerb um Aufmerksamkeit und Drittmittelförderung das Maß für Qualität verloren gegangen? Werden Forschungsergebnisse in ihrer Bedeutung unzulässig überhöht? Schadet Wissenschaftskommunikation im schlimmsten Fall der Glaubwürdigkeit von Wissenschaft? Mit einem Workshop vom 30.6.-1.7.2014 unter dem Titel "Image statt Inhalt? – Warum wir eine bessere Wissenschaftskommunikation brauchen" hat die VolkswagenStiftung diese Diskussion aufgegriffen. 70 Expertinnen und Experten folgten der Einladung in das Tagungszentrum Schloss Herrenhausen in Hannover. Unmittelbar vorangegangen waren die Publikationen des "Siggener Aufrufs" sowie der Empfehlungen "Zur Gestaltung der Kommunikation zwischen Wissenschaft, Öffentlichkeit und den Medien" von Leopoldina, acatech und der Union deutscher Akademien der Wissenschaften. Die Selbstdarstellung beider Initiativen war Teil des Programms, das aus Impulsreferaten zu verschiedenen Aspekten der Qualitätssicherung bestand sowie vier Arbeitskreisen. Nach zwei Tagen intensiver Auseinandersetzung wurde eine solche Fülle wichtiger Teilerkenntnisse protokolliert, dass ein gebündeltes Fazit kaum zu ziehen ist. Unübersehbar führte der offene Austausch im Rahmen des Workshops aber zu einem deutlich verbesserten Verständnis der jeweils anderen Position zwischen Pressestellen und Wissenschaftlern. Es wurden Übereinstimmungen sichtbar, aber auch Trennendes, etwa in der Beurteilung der Kommunikationsmöglichkeiten im Web 2.0. Die Tagung wurde von der Mehrheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer als wichtige Etappe auf dem Weg zu einer "Charta guter Wissenschaftskommunikation" wahrgenommen. Eine solche Selbstverpflichtung möglichst vieler Hochschulen, Forschungseinrichtungen und –förderinstitutionen wünschen sich Wissenschaftskommunikatoren wie Wissenschaftler gleichermaßen, um sich etwa in Konfliktfällen mit Leitungsebenen auf Gebote und Kriterien berufen zu können. Die VolkswagenStiftung, die sich mit ihrem Förderangebot "Wissenschaftsvermittlung und –kommunikation" zu qualitätsvoller Öffentlichkeitsarbeit im Forschungsbereich bekennt, möchte die in Hannover begonnene Diskussion fortsetzen. Vorgesehen ist eine Anschlusstagung, an deren Programmplanung neben "Siggener Kreis" und den Akademien weitere wichtige Player beteiligt werden sollen. Zudem ist die VolkswagenStiftung bereit, sich auch an Vorhaben zu beteiligen, die derzeit nicht explizit im Förderangebot "Wissenschaftsvermittlung und –kommunikation"  beschrieben werden. Letztlich, auch das wurde in Hannover deutlich, kann eine "Charta guter Wissenschaftskommunikation" nur gelingen, wenn möglichst viele Stakeholder in die Erarbeitung einbezogen sind und die Inhalte eines gemeinsamen, gleichsam mit Qualitätslabel versehenen Papiers in der Praxis des Institutionenalltags dann auch gelebt werden. Um die Arbeit und die Ergebnisse des Workshops allen Interessierten zugänglich zu machen, hat die VolkswagenStiftung Vorträge und Protokolle in einer Dokumentation auf ihrer Homepage zugänglich gemacht. Über das weitere Vorgehen wird die Stiftung informieren, im Social Web bspw. auch bei Twitter (#wowk14).

Foto: Eberhard Franke für VolkswagenStiftung