Momentum: Zeit für Veränderung
Die eigene Professur inhaltlich und strategisch weiterentwickeln, diese Möglichkeit erhalten dreizehn Professor:innen in den kommenden vier Jahren im Rahmen der Momentum-Förderung. Wie themenoffen das Angebot ist, zeigen ausgewählte Ideen der Geförderten.
Einer von ihnen ist Prof. Dr. Andreas Geiger von der Universität Tübingen. Er forscht an Problemen der künstlichen Intelligenz, insbesondere an der Schnittstelle des Computersehens, des maschinellen Lernens und der Robotik. Als Ausgangspunkt für die Ausweitung seiner Professur stellte er fest, dass der Umfang der wissenschaftlichen Literatur selbst auf Spezialgebieten so stark angewachsen ist, dass einzelne Forschende sie nicht mehr überblicken können. "Dadurch wird der Fortschritt insgesamt behindert", sagt er. Er will sein Forschungsgebiet auf neuartige Modelle ausweiten, die natürliche Sprache verarbeiten und diese Informationen für eine tiefgehende semantische Analyse wissenschaftlicher Artikel anwenden können. Dabei sollen neue Algorithmen und Modelle entwickelt werden, die wissenschaftliche Literatur selbständig auf semantischer Ebene analysieren können. "Dieses Sprachmodell soll allgemein für die Wissenschaft verfügbar werden", sagt Geiger.
Diversitätswissen im 18. und 19. Jahrhundert
Literaturwissenschaftlerin Prof. Dr. Sigrid G. Köhler, ebenfalls Universität Tübingen, erforscht das Welt- und Diversitätswissen der Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts sowie dessen Darstellungs- und Vermittlungsverfahren. Auf diese Weise möchte sie die Genealogien offenlegen, die zu den gesellschaftlichen Debatten und Fragen von heute führen. Ihr Ziel: nachhaltige Vermittlungsformen für eine globalitäts- und diversitätsorientierte Literaturwissenschaft in Forschung und Lehre entwickeln. Mehr Infos zu den beiden Ansätzen finden Sie auf der Universitäts-Homepage.
Molekulare Lichtteilchen für die Quantentechnologie von morgen
Prof. Dr. Andreas Steffen sucht einen Weg, um molekulare Leuchtstoffe für die Informationsverschränkung von zwei Elementarteilchen zu nutzen. Dieser Prozess ist die Basis für Quantentechnologien wie zum Beispiel Quantencomputer. Bisher werden derartig verschränkte Photonen, also Lichtteilchen, mit Festkörperleuchtstoffen generiert. Doch diese sind schwierig herzustellen und im Umgang kompliziert, brauchen sie beispielsweise meist sehr tiefe Temperaturen.
Steffen hat eine Alternative im Sinn: Molekulare Lichtteilchen wären einfacher zu verarbeiten, sie operieren bei Raumtemperatur und werden bereits in organischen Leuchtdioden und in Displays eingesetzt. Doch: "Die Lichterzeugung erfolgt hier jedoch entsprechend der Naturgesetze durch Ein-Photonen-Emission, während die für Quantentechnologien benötigte 2-Photonen-Emission nicht bekannt ist", erklärt Steffen, seit 2018 Professor für Anorganische Chemie an der TU Dortmund. Er will nun prüfen, ob er mit seiner Idee einen Weg findet, dieses Dogma zu durchbrechen. Mehr dazu erfahren Sie auf der Homepage der TU Dortmund. Eine Übersicht aller ausgewählten Momentum-Vorhaben inklusive weiterer Infos bietet unsere Projektdatenbank.
Zunächst Videoskizze anstatt Antrag
Neu beim diesjährigen Bewerbungsverfahren: Anstatt eines umfassenden Antrags mussten die Bewerber:innen für die erste Begutachtung lediglich einen narrativen Lebenslauf sowie ein Video einreichen. In diesem mussten sie ihr Vorhaben in max. 90 Sekunden skizzieren, sodass die Gutachter:innen ein schnelles und besseres Verständnis dafür bekommen, um was es geht. Mehr dazu erläutern Fachreferent Dr. Selahattin Danisman und Dr. Antje Tepperwien, Leiterin des Förderbereichs "Wissen über Wissen", im Interview.