Transatlantische Literaturforschung: Lichtenberg-Professur für Kai Sina
Der Literaturwissenschaftler Kai Sina forscht zu Beziehungen zwischen Deutschland und den USA. Ziel seiner Arbeit an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU): Die Untersuchung der Genese der modernen Literatur der westlichen Zivilisation. Dafür hat er eine Lichtenberg-Professur erhalten.
Johann Wolfgang Goethe war fasziniert vom Innovationsreichtum im jungen Amerika, bevor er im 19. und 20. Jahrhundert selbst zu einer Art Nationaldichter der Vereinigten Staaten wurde. Er ist damit ein prominentes Beispiel transatlantischer Literaturgeschichte. Der Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Kai Sina, zu dessen wissenschaftlichen Schwerpunktgebieten ebendiese Literaturgeschichte gehört, befasst sich in seiner Arbeit insbesondere mit den weitverzweigten, wechselseitigen Literatur- und Kulturbeziehungen zwischen Deutschland und den USA. Für seine Forschung am Germanistischen Institut der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster hat Sina nun für zunächst fünf Jahre Fördermittel in Höhe von rund 950.000 Euro für eine Lichtenberg-Professur zu Neuerer deutscher und Vergleichender Literaturwissenschaft von der VolkswagenStiftung erhalten. Innerhalb der Initiative fördert die Stiftung herausragende junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die eigenständig innovative, interdisziplinäre und oftmals unkonventionelle Forschungsschwerpunkte setzen wollen.
"Bei der Transatlantischen Literaturgeschichte handelt es sich um ein sehr reiches, bislang aber nur sporadisch erschlossenes Forschungsfeld. Mich reizt dabei vor allem, dass es neue und nicht selten überraschende Blicke auf vermeintlich bekannte Phänomene eröffnet", erklärt Kai Sina. Dies setze allerdings voraus, dass man die Grenzen der sogenannten Nationalphilologie konsequent überschreite. "Die transatlantische Literaturforschung ist in vielfältiger Hinsicht anschlussfähig an andere Philologien und Disziplinen. Ich freue mich daher sehr auf die Kooperation mit den Kolleginnen und Kollegen an der WWU, die ein hervorragendes Umfeld für meine Arbeit bietet."
Sowohl in der Germanistik als auch in der Amerikanistik wurde die Untersuchung dieses vielschichtigen Themenkomplexes bislang höchstens beiläufig betrachtet. Sina möchte dieses Forschungsfeld öffnen und ihm historisch und systematisch Konturen geben – und damit Transatlantic Literary Studies als innovativen literaturhistorischen Arbeitsbereich etablieren. Er strebt dabei Kooperationen mit verschiedenen Lehrstühlen der WWU an, beispielsweise mit dem für Nordamerikanische Geschichte sowie mit der Arbeitsstelle für Deutsch-Amerikanische Bildungsforschung.
Hintergrund Lichtenberg-Professuren und Lichtenberg-Stiftungsprofessuren
Die Lichtenberg-Professuren der VolkswagenStiftung unterstützen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei der Etablierung von unkonventionellen und interdisziplinären Forschungsschwerpunkten. Für die Lichtenberg-Professuren sind keine Anträge mehr möglich, jedoch wurde die Initiative durch die Lichtenberg-Stiftungsprofessuren ersetzt. Mit den Stiftungsprofessuren möchten der Stifterverband für die deutsche Wissenschaft und die VolkswagenStiftung gemeinsam das hierzulande noch neue Förderinstrument des Endowments an Universitäten in Deutschland etablieren. Die Initiative ermöglicht sowohl für die Hochschulen als auch für die Inhaberin bzw. de Inhaber der Professur eine größere Planungssicherheit. Die Universitäten können zudem in höherem Maße als bisher eigenverantwortlich und verlässlich Innovations- und Strukturpolitik betreiben und werden angeregt, ihre Anstrengungen der externen Mittelakquise zu verstärken. Gleichzeitig wird mit der Initiative ein Signal für mehr zivilgesellschaftliches Engagement im Bereich Wissenschaft gesetzt.
Jede Professur wird mit einem Kapital in Höhe von insgesamt mindestens 5 Mio. Euro ausgestattet. Seitens der VolkswagenStiftung und ggf. einer dem Stifterverband verbundenen Stiftung wird ein Startkapital von je 1 Mio. Euro pro Professur zur Verfügung gestellt. Weitere 3 Mio. Euro müssen von der Hochschule durch Fundraising gewährleistet werden. Bewerben können sich hochqualifizierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aller Disziplinen und Nationalitäten, die im internationalen Vergleich (mit-)führend auf ihren jeweiligen Themenfeldern sind, gemeinsam mit der Zieluniversität in Deutschland.