Wissenschaftsforschung: Folgen veränderter Publikationspraktiken
Publikationen spielen eine zentrale Rolle in der Wissenschaft. Ein internationales Projektteam untersucht, inwieweit durch Open Access-Bestrebungen wissenschaftliche und wirtschaftliche Interessen kollidieren und welche Auswirkungen das auf die Bewertung von Forschung hat.
Artikel in renommierten Fachzeitschriften helfen Wissenschaftler:innen sich um eine Professur zu bewerben oder einen Antrag auf Fördermittel zu stellen. Als Zeitschriften noch gedruckt wurden, finanzierten Verlagshäuser sich durch Abonnements wissenschaftlicher Bibliotheken. Seitdem Zeitschriften im Rahmen der Digitalisierung online vertrieben werden, setzt sich die Open Access-Bewegung für die Beseitigung von Bezahlschranken ein, um wissenschaftliche Veröffentlichungen frei zugänglich zu machen. Viele wissenschaftliche Institutionen unterstützen dies und Forschungsförderer wie auch wir als Stiftung verlangen zunehmend, dass die Ergebnisse geförderter Projekte via Open Access frei zugänglich sind. Darauf reagieren Wissenschaftsverlage, indem sie ihre Geschäftsmodelle anpassen und statt Gebühren für das Lesen zu verlangen, nun Autor:innen für das Veröffentlichen bezahlen lassen.
Das internationale Projektteam um Prof. Dr. Isabella Peters vom ZBW Leibniz Information Center for Economics in Kiel will analysieren, wo an dieser Stelle ökonomische und wissenschaftliche Interessen kollidieren. Das kann etwa der Fall sein, wenn Verlage mehr publizieren, um Einnahmen zu erhöhen, dabei aber auf eine ausreichende Qualitätskontrolle verzichten. Diese Kollisionen und ihre Auswirkungen auf die Bewertung von Forschung werden in dem Projekt untersucht. Dafür wurden im Dezember 2023 von der VolkswagenStiftung bis zu 1,27 Mio. Euro im Rahmen der Ausschreibung "Bewertungssysteme in der Wissenschaft" unter dem Dach der Förderinitiative "Forschung über Wissenschaft" bewilligt.
Unter dem Projekttitel “Repercussions of Open Access on Research Assessment (ROARA)” analysieren die Forschenden auf Grundlage eines Mixed-Methods-Ansatzes Forschungsbewertungssysteme im Kontext der jüngsten Open-Access-Policies. Ihr Ziel ist es, empirische Evidenz hinsichtlich der Kollisionen von wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Interessen mit einem Fokus auf die engen Beziehungen zwischen Publikationen und Forschungsevaluation zu liefern. Im Kontext von Open Access werden Veränderungen im Publikationsverhalten auf Forschungsbewertungssysteme untersucht, um mögliche Konflikte und Dysfunktionalitäten zu identifizieren. Die Ergebnisse sind für Akteure in den Bereichen Wissenschaftspolitik, wissenschaftliche Kommunikation und Forschungsbewertung von großer Bedeutung.