X. Internationaler Leibniz-Kongress eröffnet

Am Montag fand die Eröffnung des X. Internationalen Leibniz-Kongresses statt, auf dem sich Expert(inn)en treffen, um die jahrhundertealten Lehren des Universalgelehrten auch in aktuellen Kontexten zu diskutieren.

Warum sollten wir uns heute noch mit den Ideen von Gottfried Wilhelm Leibniz beschäftigen? Ein Leibniz-Zitat und gleichzeitig das Motto des diesjährigen Internationalen Leibniz-Kongresses könnte eine Antwort liefern: "Für unser Glück oder das Glück anderer". Insgesamt 444 Teilnehmer(innen) aus über 30 Ländern kommen in dieser Woche zu über 300 Vorträgen und Workshops in Hannover zusammen: Der X. Internationale Leibniz-Kongress wurde am Montag, dem 18. Juli 2016, im Tagungszentrum Schloss Herrenhausen feierlich eröffnet.

Dass 2016 ein besonderes Jahr in der Leibniz-Forschung markiert, machte der Vorsitzende der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Gesellschaft, Prof. Dr. Erich Barke, in seinen einleitenden Worten deutlich: Neben dem 370. Geburts- und dem 300. Todestag von Leibniz begeht auch die Leibniz-Gesellschaft selbst ihren 50. Gründungstag – und die Leibniz Universität Hannover beging kürzlich das 10-jährige Jubiläum ihrer Umbenennung. Anlässlich der Eröffnung des Kongresses sprachen Gabriele Heinen-Kljajić, niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur und Vorsitzende des Kuratoriums der VolkswagenStiftung, Thomas Herrmann, 1. Bürgermeister der Stadt Hannover und Prof. Dr. Volker Epping, Präsident der Leibniz Universität Hannover, Grußworte auf dem Kongress. Sie alle setzten sich darin damit auseinander, was uns heute mit Leibniz verbindet. Ein Resümee: Vor allem ist es die grenzüberschreitende wissenschaftliche Zusammenarbeit, für die Leibniz zeitlebens gestanden hat. Zudem finde sich bereits in Leibniz' Wissenschaftsverständnis interdisziplinäre und internationale Forschung, wie sie heute so selbstverständlich ist.

Die beiden Eröffnungsreden von Prof. Dr. Catherine Wilson vom Department of Philosophy der University of York und Prof. Dr. Herbert Breger, Mathematiker und Philosoph an der Leibniz Universität Hannover, zeigten auf, welch breites Spektrum das Leibniz'sche Lebenswerk umfasst und wie sich die heutigen wissenschaftlichen Disziplinen mit diesem Erbe beschäftigen. Catherine Wilson beschäftigte sich mit der Einstellung von Leibniz zu Themen wie Krieg, Frieden und dem Allgemeinwohl. Sie zeichnete nach, welchen Denktraditionen Leibniz verhaftet war und dass er Kriegsführung nicht kategorisch als unethisch und vermeidbar betrachtete. Herbert Breger wandte sich schließlich einer mathematischen Fragestellung im Leibniz'schen Werk zu und eröffnete neue Perspektiven auf eine kontroverse Aussage von Leibniz selbst zu der eigens von ihm entwickelten Definition der Infinitesimalrechnung – einer Technik, um Differential- und Integralrechnung zu betreiben.

Das Ensemble des Instituts für Alte Musik der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover unter der Leitung von Prof. Bernward Lohr führte musikalisch durch die Auftaktveranstaltung. Zu hören waren Werke von Agostino Steffani, Georg Philipp Telemann und Georg Friedrich Händel auf historischen Instrumenten. Beim anschließenden Empfang durch die VolkswagenStiftung gab es genügend Raum und Zeit, sich mit den internationalen Forscher(inne)n in entspannter Atmosphäre auszutauschen, bevor die ersten thematischen Vorträge an der Leibniz Universität begannen.

Die Erkenntnisse des Universalgelehrten Leibniz wirken bis in die heutige Wissensgesellschaft. (Foto: Pietzsch / Museum für sächsische Vaterlandskunde via Wikimedia Commons)