Hartmann: Vor wenigen Tagen hat das Kuratorium zugestimmt, dass wir einen "Distributed Peer Review"-Prozess ausprobieren. Das heißt, Antragstellende werden gleichzeitig zu Begutachtenden. Andere Förderer haben damit schon Erfahrungen gesammelt. Was Innovationen im Begutachtungsprozess anlangt, erhoffen wir uns Impulse auch aus unserer Beteiligung am "Research on Research Institute" (RoRi ). Etwa aus der Arbeitsgruppe "The Future of Peer Review", in der die Stiftung mitwirkt. Eine andere Frage, mit der wir uns meiner Meinung nach dringend auseinandersetzen müssen: Wie verändern die vielen KI-Tools den Begutachtungsprozess?
Welche Erkenntnisse erhoffen Sie sich aus dem Experiment "Zusätzliche Fördermittel für Gutachtende"?
Danisman: Natürlich interessiert uns, wofür die Bewilligten 10.000 Euro ausgeben würden. Sollten da Muster erkennbar werden, könnte das strukturelle Auswirkungen im Förderhandeln der Stiftung haben. Zudem sind wir gespannt, ob dieses Incentive dazu beiträgt, Gutachtende enger an die Stiftung zu binden. Und schließlich sind wir gespannt, wie andere Akteure im Wissenschaftssystem auf unsere Idee reagieren werden. Alle Experimente, die wir veranstalten, werden aufmerksam evaluiert, häufig auch mit Begleitforschung. Es ist Teil unserer Förderstrategie, neue Impulse ins Wissenschaftssystem zu geben und strukturverändernd zu wirken.
Hartmann: Experimentierfreude ist ein strategisches Merkmal unseres Förderhandelns. Unsere Unabhängigkeit unterscheidet uns von anderen, vor allem öffentlichen, Förderern und gibt uns mehr Spielraum, Ungewöhnliches auszuprobieren. Dass ein Experiment auch mal nicht den erhofften Erfolg bringt, nehmen wir gern in Kauf. Das passiert uns aber, in aller Bescheidenheit, sehr, sehr selten.