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Forschen für Demokratie: Förderangebot für Kooperationsprojekte aus Wissenschaft und Praxis
#DemokratieWie verändern sich Demokratien angesichts globaler Herausforderungen? Und was kann die Wissenschaft zu ihrer Resilienz beitragen? Das sollen Forschende und außerwissenschaftliche Akteur:innen in Kooperationsprojekten erarbeiten, die bis zu fünf Jahre gefördert werden. Nora Kottmann und Cora Schaffert-Ziegenbalg stellen das Angebot vor.
Demokratien stehen weltweit unter Druck. Um Lösungen für die vielfältigen Herausforderungen zu finden, müssen unterschiedliche Perspektiven zusammenkommen. Das Förderangebot Transformationswissen über Demokratien im Wandel unterstützt Forschende und außerwissenschaftliche Partner:innen dabei, drängende Fragen zur Zukunft der Demokratie zu untersuchen, neue Modelle zu testen und konkrete Handlungsempfehlungen zu entwickeln. Ziel ist es, Veränderungsprozesse von Demokratie besser zu verstehen und zu gestalten. Stichtag für Anträge ist der 9. September 2025. Nora Kottmann, stellvertretende Teamleiterin des Profilbereichs Gesellschaftliche Transformationen und Cora Schaffert-Ziegenbalg, die zuständige Förderreferentin, beantworten Fragen zum Förderangebot.
Man muss sich auf einen echten Perspektivwechsel einlassen – und wirkliches Interesse an der (Mit)Gestaltung von gesellschaftlichen Transformationsprozessen mitbringen.
Die Förderinitiative "Transformationswissen über Demokratien im Wandel" besteht aus zwei Förderlinien: den Taskforces und den Kooperationsprojekten. Letztere wurde gerade ausgeschrieben. An wen richten sie sich?
Dr. Cora Schaffert-Ziegenbalg: Die Kooperationsprojekte richten sich an promovierte Wissenschaftler:innen aus den Geistes-, Kultur- und Gesellschaftswissenschaften, die zusammen mit Partner:innen aus der Gesellschaft – NGOs, Behörden, Medien, Kunst und Kultur – an neuen Perspektiven auf Demokratieprozesse arbeiten wollen. Bei den Kooperationsprojekten geht es darum, Herausforderungen und ungelöste Fragestellung in bis zu fünf Jahren tiefgehend zu analysieren – im Unterschied zu den Taskforces, die wir voraussichtlich Ende 2026 erneut ausschreiben und die sich innerhalb eines Jahres mit einer sehr konkreten und drängenden Fragstellung beschäftigen. Dabei sind kreative Methoden gefragt, um sowohl wissenschaftliche Erkenntnisse als auch praxisorientierte Empfehlungen zu entwickeln.
Dr. Nora Kottmann: Thematisch ist viel denkbar! Wir fördern derzeit beispielsweise Projekte zu Demokratievermittlung im Religionsunterricht, Graswurzelbewegungen in Osteuropa, Bürgerräten und vielem mehr. Unabhängig vom Thema ist uns sehr wichtig, dass die Projekte tatsächlich transdisziplinär konzipiert sind. Das heißt, dass Wissenschaftler:innen und außerwissenschaftliche Partner:innen auf Augenhöhe zusammenarbeiten. Und zwar im gesamten Prozess – von der Identifikation der Fragestellung, der Entwicklung und Umsetzung des Forschungsdesigns bis zur Aufbereitung und Verbreitung der Ergebnisse. Hierzu braucht es Mut – man muss sich auf einen echten Perspektivwechsel einlassen – und wirkliches Interesse an der (Mit)Gestaltung von gesellschaftlichen Transformationsprozessen.
Was haben Sie aus der letzten Ausschreibungsrunde mitgenommen – und was können Sie Antragstellenden daraus mit auf den Weg geben?
Schaffert-Ziegenbalg: In der ersten Ausschreibungsrunde in 2024 haben wir gut 70 Anträge für Kooperationsprojekte erhalten – eine wirklich beeindruckende Zahl. Davon haben elf Projekte eine Förderzusage erhalten. Was uns wirklich begeistert hat, war die Vielfalt der Perspektiven: Aus ganz unterschiedlichen Richtungen nähern sich Wissenschaftler:innen und Praxispartner:innen dem Thema Demokratie im Wandel. Viele Fragestellungen, die eingereicht wurden, hatten wir so gar nicht erwartet – das hat uns wirklich überrascht.
Die Ausschreibungsrunde hat sehr deutlich gemacht, wie sehr uns alle beschäftigt: Wie wird Demokratie in Zukunft aussehen – und welchen Stellenwert hat sie weltweit? Was sich aber auch klar gezeigt hat: Nur da, wo beide Seiten – Wissenschaft und Praxis – an einem Strang ziehen, wo echtes Interesse an gemeinsamer Forschung und Lösungsfindung besteht, nur da haben Projekte wirklich eine Chance. Im Begutachtungsprozess wurde sehr deutlich, welche Teams sich aufeinander einlassen können und wo entweder der wissenschaftliche oder der praktische Teil dominiert hat. Am Ende konnten nur die Anträge überzeugen, in denen beide Teile ausgeglichen und qualitativ stark ausgearbeitet waren.
Kottmann: Wer sich gegen starke Konkurrenz durchsetzen will, muss außerdem auffallen – mit innovativen oder überraschenden Ideen in einem rundum gut durchdachten Antrag. Uns ist wichtig zu sehen, dass Projekte tatsächlich Wirkung entfalten können, also das Potenzial haben, demokratische Strukturen positiv zu beeinflussen. Dazu gehört es auch, sich früh zu überlegen, wie die erarbeiteten Ergebnisse und Handlungsempfehlungen kreativ und mutig an relevante Akteure vermittelt werden können.

Cora Schaffert-Ziegenbalg betreut als zuständige Förderreferentin im Profilbereich "Gesellschaftliche Transformationen" die Initiative "Transformationswissen über Demokratien im Wandel".
Damit der Antrag nicht nur inhaltlich, sondern auch formal alle Anforderungen erfüllt, lohnt ein genauer Blick ins Merkblatt (PDF, 193.2 KB) auf unserer Website. Dort ist alles Wichtige erfasst – von den Begutachtungskriterien bis zu den Stichtagen und Infos zu unseren Online-Sprechstunden.
Was passiert nach der Antragstellung und wie sieht das Auswahlverfahren aus?
Kottmann: Der Auswahlprozess ist zweistufig: Zunächst gibt es eine schriftliche Vorbegutachtung, danach laden wir ausgewählte Projektteams zu unseren Auswahltagen ein. Dort präsentieren sie sich dem Begutachtungspanel in unterschiedlichen Formaten. Das Panel stellen wir passend zu den eingereichten Anträgen zusammen, disziplinär abgestimmt und mit relevanten außerwissenschaftlichen Perspektiven. Auch in der Gestaltung des Auswahlverfahrens gehen wir neue Wege: Seit 2024 lassen wir unsere transdisziplinären Förderprogramme begleitend evaluieren – und haben erste Empfehlungen direkt umgesetzt.
Zum Beispiel bieten wir erstmals eine Onlinesprechstunde speziell für die außerwissenschaftlichen Partner:innen an, um gezielt auf ihre Fragen einzugehen. Und wir haben die Auswahltage so weiterentwickelt, dass sie die angestrebte Zusammenarbeit auf Augenhöhe deutlicher sichtbar machen – und idealerweise der Vernetzung und dem Aufbau einer wissenschaftlichen, transdisziplinären Community dienen.
Schaffert-Ziegenbalg: Bei den Auswahltagen lernen die Gutachter:innen die Teams in Pitches, Posterpräsentationen und Interviews kennen – und bekommen so einen Eindruck davon, wie die Zusammenarbeit innerhalb der Teams funktioniert und wie stark die Projektidee von allen getragen wird. Gleichzeitig entsteht durch gemeinsame Formate ein Austausch unter den Antragstellenden. Mit diesem neuen Verfahren wollen wir nicht nur die besten Projekte finden, sondern auch Vernetzung und gegenseitiges Kennenlernen fördern. Wer einen Antrag stellt, sollte offen sein für neue Formate und für den Austausch mit anderen Teams.

Nora Kottmann leitet stellvertretend den Profilbereich "Gesellschaftliche Transformationen".
Was möchten Sie Interessierten zum Schluss noch mitgeben?
Schaffert-Ziegenbalg: Wichtig ist, genau hinzuschauen, welche der Förderlinien zum eigenen Vorhaben passt – Kooperationsprojekte oder Taskforces. Taskforces richten sich an sehr aktuelle und drängende Fragestellungen, mit dem Ziel, innerhalb eines Jahres konkrete Handlungsempfehlungen zu erarbeiten. Das unterscheidet sie klar von den Kooperationsprojekten, die sich sehr komplexen, vielschichtigen Fragestellungen widmen, die nur durch die Einbeziehung unterschiedlicher Fachwissenschaften und unterschiedlicher außerwissenschaftlicher Perspektiven, falls sinnvoll, auch mit internationaler Beteiligung, beantwortet werden können.
Beide Förderlinien tragen unterschiedliche Arbeitsweisen in Wissenschaft und Praxis Rechnung – und beide haben sich bewährt. Die große Medienpräsenz der geförderten Projekte aus der ersten Ausschreibungsrunde zeigt uns, dass wir mit beiden Fördermöglichkeiten vor der Welle schwimmen und wirksam werden können. Allerdings passt nicht jede Idee für beide Förderlinien. Besuchen Sie daher unbedingt eine unserer Onlinesprechstunden, um die richtige Linie zu finden. Wenn dann noch Fragen offenbleiben, melden Sie sich gerne bei mir!
Kottmann: Und prüfen Sie, ob der thematische Fokus tatsächlich auf Demokratieprozessen liegt. Sehr gerne auch mit globalem oder vergleichendem Blick. Dann freuen wir uns auf Ihre Projekte! Denn mit dieser Förderlinie möchten wir einen Beitrag leisten: zu fundiertem Wissen über Transformationsprozesse von Demokratien, zu konstruktiven Debatten und zu konkreten Ideen und Lösungsansätzen, wie Demokratien in Zukunft gestaltet werden können.