Krise der Biodiversität: Citizen-Science-Plattform "BBioDiv" steuert gegen
Die Biodiversität steckt in der Krise: Jeden Tag sterben Tier- und Pflanzenarten aus. Obwohl es viele wissenschaftliche Erkenntnisse gibt, wird auf politischer und gesellschaftlicher Ebene wenig gehandelt. Mit der Citizen-Science-Plattform "BBioDiv" werden Forschung, Bildung und Naturschutz besser vernetzt und die Gesellschaft an Wissenschaft beteiligt.
Wenn Forschende Bürger:innen einbeziehen, können sie in großem Umfang wissenschaftlich valide Daten erheben. Mit Citizen-Science-Plattformen lassen sich beispielsweise Trends beim Bestand von Tierarten erforschen. Gleichzeitig führt gesellschaftliche Partizipation an Forschung dazu, dass auf die wissenschaftlichen Erkenntnisse mehr Handeln folgt.
Bürger:innen stärker in die Forschung zu biologischer Vielfalt und Naturschutz einzubinden ist die Vision von Forschenden der Universität Göttingen (Presseinformation). Zusammen mit dem Dachverband Deutscher Avifaunisten haben sie die Plattform "BBioDiv" ins Leben gerufen. Ziel des Vorhabens ist, die Vernetzung von Citizen-Science-Akteur:innen an der Schnittstelle von Forschung, Bildung und angewandtem Naturschutz zu verbessern. Die VolkswagenStiftung fördert das Projekt Bürgerwissenschaften für Biodiversität BBioDiv unter der Initiative Pioniervorhaben: Impulse für das Wissenschaftssystem drei Jahre lang mit insgesamt rund einer halben Million Euro.
Biodiversitätskrise in die öffentliche Wahrnehmung rücken
Vielfalt ist essenziell für stabile Ökosysteme – und damit für das Überleben der Menschheit. Doch die Biodiversitätskrise gerät neben Kriegen, Klimawandel und Pandemien oft in den Hintergrund. Bürger:innen in wissenschaftliche Prozesse einzubinden, soll Biodiversität stärker in die öffentliche Wahrnehmung rücken. Gleichzeitig möchten die Forschenden von "BBioDiv" die Kommunikation zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Politik stärken.
Prof. Dr. Johannes Kamp, Leiter der Abteilung Naturschutzbiologie der Universität Göttingen und Sprecher des Projekts erklärt: "Als Forschende möchten wir partizipative Projekte zur Dokumentation von Biodiversitätsänderungen im Landschafts- und Klimawandel zusammen mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern entwickeln." Zudem habe das Projekt zum Ziel, die Artenkenntnisse in der Bevölkerung zu verbessern und anhand der Ergebnisse die Naturschutzpolitik zu beraten.
Partizipative Wissenschaft und Bildung leben
"Von der gemeinsamen Auswertung unserer biologischen Sammlungen bis zur Vermittlung von Artenkenntnis mittels künstlicher Intelligenz können wir im Projekt partizipative Wissenschaft und Bildung leben", so Prof. Dr. Christoph Bleidorn, wissenschaftlicher Leiter des Forum Wissen der Universität Göttingen. "Über Workshops, Symposien und Ausstellungen werden wir Ergebnisse in neuen, kreativen Formaten kommunizieren."
Als großer Citizen-Science-Player im Bereich Biodiversität bringt der Dachverband Deutscher Avifaunisten methodische Expertise ein. "Das Projekt erlaubt uns, neue Methoden der digitalen Vogelerfassung in die universitäre Lehre einzubringen. Außerdem stärken wir gezielt die Verbindung zwischen dem ehrenamtlichen Monitoring und der universitären Wissenschaft."
"Wir erhoffen uns einen Impuls, der auch andere Universitätsstandorte erfasst. Die Einbindung außeruniversitärerer Sichtweisen und Kompetenzen in Forschung und Lehre kann Wissenschaft langfristig interessanter, relevanter und resilienter machen", fasst Prof. Dr. Johannes Kamp die Vision des "BBioDiv"-Projekts zusammen.