Veranstaltungsbericht

Wie geht gute Klimakommunikation?

#Nachhaltigkeit #Xchange

Autorinnen: Celina Adrion, Nina Hahne

Muss der Klimawandel eher radikaler oder optimistischer kommuniziert werden, damit durchgreifende Maßnahmen zum Klimaschutz ergriffen werden? Und wie geht man mit den eigenen Gefühlen zum Thema Klimawandel um? Darüber sprachen Expert:innen und interessierte Bürger:innen am 7. Mai 2024 in Hannover.

"Welches Gefühl verbinden Sie mit der Klimakrise?" war die erste Frage an die Besucher:innen der Veranstaltung im Xplanatorium Schloss Herrenhausen. Eine Mehrheit nannte das Bedürfnis, zu handeln (22 Personen), Ohnmacht, Angst und Trauer folgten mit 13 bis 17 Stimmen. Mit der Frage, warum die – zunehmend negativen – Nachrichten zum Thema Klimawandel das politische und gesellschaftliche Handeln so wenig beeinflussen, begann dann das interaktive Podiumsgespräch, moderiert von Jan Sedelies.

vier Personen in Diskussionsrunde, einer davon mit Mikrofon

Die Podiumsgäste (v. l. n. r.): Sara Schurmann,  Gerriet Schwen und Franziska Mensching mit Jan Sedelies (Moderation)

Die Wirtschaftspsychologin Franziska Mensching erklärte aus neurologischer Sicht, warum Gefühle wie Angst und Hilflosigkeit, die durch äußere Bedrohungen wie beispielsweise negative Nachrichten hervorgerufen werden, dazu führen, dass keine weitreichenden Handlungen erfolgen. Das menschliche Gehirn filtere Nachrichten unter anderem durch Emotionen. Bei negativen Nachrichten sind dies häufig Angst oder Hilflosigkeit. Diese Gefühle sind im menschlichen Stammhirn verankert, das schneller reagiert als der sogenannte präfrontale Cortex, welcher für das rationale Denken und Planen zuständig ist. Wird also ein Gefühl wie Angst ausgelöst, wird dem Körper der Drang nach Kampf, Flucht oder Erstarren signalisiert. Der Gedankenraum für andere, durchdachtere Handlungen wird sehr klein. 

Das sei der Grund, warum in Bezug auf die Klimakrise viele Menschen mit Gegenargumenten, einer Abwertung von Fakten oder Verdrängung reagieren. Es erkläre in Teilen auch die große Lücke zwischen Wissen und Handeln. Obwohl in einigen Teilen der Bevölkerung und der Führungsebene viel Wissen zum Klimawandel vorliege, sei es unter anderem der Funktionsweise des menschlichen Gehirns vorzuwerfen, dass daraus nicht mehr Handlungen resultieren.

Die Klimajournalistin Sara Schurmann betrachtete das Thema aus der Perspektive der verschiedenen Medien. Das menschliche Gehirn sei so konstruiert, dass es nicht wahrhaben wolle und könne, was weit in der Zukunft liegt. Das Thema Klima werde in den Medien vor allem dann aufgegriffen, wenn die entsprechenden Artikel neue und relevante Informationen lieferten. Meist werde Klima jedoch nicht als Querschnittsthema behandelt – was es aber sei – und erhalte daher nicht die Bedeutung, die es eigentlich haben sollte. Zudem merkte Schurmann an, dass sich der grundlegende Diskurs inzwischen sehr weit weg von der Realität entfernt habe. So würden beispielsweise neue Rekordzahlen der Luftfahrtindustrie als positiv dargestellt, was mit Blick auf das Klima überhaupt nicht zu vertreten wäre.

Klimaschutz ist keine individuelle Verantwortung 

Gerriet Schwen

Der Wissenschaftler Gerriet Schwen, der für das Institut für Meteorologie der Universität Hannover an einem Forschungsprojekt zu Klimakommunikation arbeitet, hatte einen politischen Fokus. Aus wissenschaftlicher Sicht gäbe es seit einigen Jahrzehnten sehr viel Wissen über Ursachen und Folgen der Klimakrise, politisch passiere aber viel zu wenig, so Schwen. Ein signifikantes Problem dabei sei, dass in Legislaturperioden gedacht würde und der Fokus mehr darauf liege, welche Leute mit den politischen Entscheidungen befriedigt werden müssten. Ein Zuhörer ergänzte, dass Politiker:innen durch Zögern und Herunterspielen der Problematik oder gar durch Leugnen von Tatsachen in der Bevölkerung  Unsicherheit darüber schürten, wie schlimm die Lage wirklich sei.

Schwen führte weiter aus, dass es ein großes politisches Interesse gäbe, Klimaschutz als individuelles Handeln darzustellen und bei den Bürger:innen individuelle Schuldgefühle aufkommen zu lassen. Dies lenke von der großen Verantwortung ab, die eigentlich vor allem auf der politischen Ebene liege. Es sei jedoch wichtig, festzuhalten, dass Klimaschutz keine individuelle Verantwortung sei. Viel relevanter sei der Blick auf das gesamtgesellschaftliche, politische und wirtschaftliche System, die Kultur und entsprechende Strukturen.

Der Tipp eines Veranstaltungsgastes, Wahlen als Mittel zu nutzen, um Klimaschutzmaßnahmen voranzutreiben, wurde zwiespältig aufgenommen. Zwar stimme dies im Kern, politische Prozesse seien jedoch viel zu langsam, um sich allein darauf zu verlassen.

Sketchnote zum Thema Klimakommunikation

In der Bildergalerie: Ausschnitte aus der Sketchnotes von Paula Föhr, mit Kernaussagen der Referent:innen sowie einigen der mit dem Publikum gemeinsam erarbeiteten Take-Home-Messages aus der Veranstaltung.

Sketchnote mit Text "Umgang mit negativen Emotionen führt zu Infos vermeiden oder Gegenargumenten"
Sketchnote mit Text "Es wird doch nur ein bisschen wärmer?!" - "Nein, die Lage ist heute schon ernst!" - "Jetzt ist mir das zu viel"
Sketchnote mit Text: "Gesetze fürs Klima. Die Politik geht das Thema nicht ernsthaft genug an. Das kann verunsichern."
Sketchnote mit Text "Wir können das gemeinsam schaffen!)
Sketchnote mit Text "Es ist schwer zu verstehen, warum es immer noch ums Geld geht. Es geht ums Überleben"
Sketchnote "Gelungener Klimajournalismus" mit den drei Punkten "Das hat sich schon geändert", "So schlimm wird es" und "Wie könnte es auch aussehen?"
Sketchnote mit Text "Menschen begleiten, ihnen Handlungswissen geben und individuelle Handlungsmöglichkeiten aufzeigen"
Sketchnote "Individuelle Betroffenheit kommunizieren" mit Beispiel "Mein Verein kann nicht trainieren" und "Nachhaltiges Eigenheim"

Wie gelingt gute Klimakommunikation? Wie lassen sich Menschen für Klimaschutz motivieren?

Auf diese Fragen gab es unterschiedliche Antworten, die jedoch alle auf einen Mittelweg zwischen abschreckender und optimistischer Kommunikation hinausliefen. Mit Blick auf die Funktionsweise des menschlichen Gehirns wäre es laut Mensching wichtig, beide Kommunikationswege, also Abschreckung und Optimismus, miteinander zu verbinden. Während – wie erläutert – Gefühle wie Angst Denkräume klein hielten, benötige es für die Entwicklung alternativer Handlungsoptionen größere Kapazitäten. Die Kommunikation sollte daher zukunftsgewandt, lösungsorientiert und gemeinschaftlich sein. Dies bedeute vor allem, dass persönliche Berührungspunkte angesprochen werden müssten, damit sich die Menschen auch einbringen möchten. 

Klima müsse also in Alltagsthemen mitgedacht werden. Dabei sei es besonders wichtig, Handlungswissen zu vermitteln. Des Weiteren müssten die Systeme berücksichtigt werden, in denen sich die Menschen bewegten. Es gebe Regionen, in denen das öffentliche Verkehrsnetz für eine ausschließliche Nutzung nicht gut genug ausgebaut sei. Es könne für Menschen auch schwierig sein, auf die Idee zu kommen, z. B. mit dem Rad zur Arbeit zu fahren, wenn alle in ihrem Umfeld mit dem Auto führen. Teilnehmer aus dem Publikum bekräftigte, dass soziale Gerechtigkeit und ungleiche sozialökonomische Voraussetzungen dringend in die Überlegungen einbezogen werden müssten.

Um die Fakten zu verstehen, braucht es Klimakompetenz

Sara Schurmann

Auch Schurmann sieht weder eine rein apokalyptische noch eine rein optimistische Kommunikation als zielführend. In der Bevölkerung gebe es inzwischen sehr viel diffuses Wissen über die Ursachen des Klimawandels und mögliche Gegenmaßnahmen. Es sei wichtig, genauer zu erklären, was die Fakten bedeuten und dass es uns bereits jetzt schon persönlich betrifft. Denn die Zusammenhänge und deren Bedeutung seien, wenn man sich wirklich damit beschäftige, schockierend. Um sie zu verstehen, brauche es sogenannte Climate Literacy, also Klimakompetenz: Wissen über das Klima, Klimawandel und die entsprechenden Zusammenhänge.

Interessanterweise wisse in Deutschland im Gegensatz zu anderen Ländern die Generation der Babyboomer mehr über Klimazusammenhänge als die jüngere Bevölkerung. Bei den Jüngeren bestehe häufig eine große Gleichzeitigkeit: Klimathemen sind durchaus bekannt, dennoch wird dem klassischen Lebensmodell gefolgt: Haus, Kinder, Auto und dann noch ein Ferienhaus in der Toskana als "Investition in die Zukunft". Spezifisch für Deutschland sei außerdem, dass Katastrophenkommunikation als unseriös wahrgenommen werde.

Sketchnote "Gelungener Klimajournalismus" mit den drei Punkten "Das hat sich schon geändert", "So schlimm wird es" und "Wie könnte es auch aussehen?"

Wie sieht guter Klimajournalismus aus?

Diese Frage beantwortete Schurmann klar und deutlich. Gute und effektive Klimakommunikation müsse die folgenden drei Bereiche abdecken:

  • Welche Auswirkungen der Erderwärmung sehen wir jetzt schon?
  • Was wird sich ändern, wenn wir nicht gegensteuern?
  • Wie könnte die Welt stattdessen aussehen, wenn wir jetzt gegensteuern?

Aus psychologischer Sicht sollten immer alle drei Stränge bespielt werden, denn lasse man einen Strang aus, suche sich das Gehirn wieder einen Ausweg (z. B. Verdrängung).
Darüber hinaus unterstützte Schurmann die Aussagen von Mensching. Wichtig bei der Information sei der direkte Alltagsbezug. Beispielsweise könne man in Lokalzeitungen berichten, dass der örtliche Fußballverein schon jetzt die Folgen des Klimawandels spüre: Im Winter werde der Platz länger von Hochwasser überschwemmt, im Sommer müsse wegen der Hitze viel mehr Wasser bereitgestellt werden. 

Darüber hinaus sei ein servicejournalistischer Ansatz wichtig, also konkrete Informationen und Tipps, was bei alltäglichen Themen zu beachten ist oder hilfreich sein könnte. So sollten beispielsweise in Artikeln zum Erwerb von Wohneigentum neben den üblichen Informationen, z.B. zur Finanzierung, auch Themen zum Klimawandel ergänzt werden. Beispielsweise, wie man das Eigenheim gegen Klimafolgen rüsten kann oder wie die Folgen bei Unwettern gemindert werden können. 

Sketchnote mit Text "Menschen begleiten, ihnen Handlungswissen geben und individuelle Handlungsmöglichkeiten aufzeigen"

Auf die Frage, ob Klimaforschungsinstitute ihre Kommunikation nach außen inzwischen hin zu allgemein verständlicherer Sprache verändert hätten, antwortete Schurmann, dass sie dies leider nicht beobachten könne. Eine Wissenschaftlerin aus dem Publikum berichtete hingegen, an ihrem Institut seien in diesem Bereich bereits positive Veränderungen zu beobachten.

Eine etwas andere Antwort auf die Frage nach der geeigneten Kommunikation gab Schwen. Er habe beobachtet, dass die bisherige Klimakommunikation "irrational positiv" gewesen sei. Dies beruhe auf einigen Studien, die nahe legten, dass Artikel immer positiv enden müssten, um Menschen zum Handeln zu motivieren. Es gebe aber auch andere Studien, die zeigten, dass nur wer schockiert sei, auch bereit sei, etwas zu ändern. Man brauche also beides, was aber auch bedeute, dass die Berichterstattung viel realistischer werden müsse, also mit mehr Fokus auf das Aufzeigen abschreckender Szenarien. Ein Gast aus dem Publikum ergänzte, dass vor allem niedrigschwellige Angebote für Veränderungen wichtig seien, da die meisten Personen nur über begrenzte Kapazitäten, z.B. an Zeit und Aufmerksamkeit, verfügen, die dann aber effektiv genutzt werden sollten.

Welchen Einfluss hat das eigene Handeln?

Im Podiumsgespräch kam mehrfach ein Dilemma zur Sprache: Individuelles Handeln ist zwar wichtig, es gibt aber viel mehr Mechanismen, die größere Auswirkungen auf den Klimawandel haben als die Folgen individuellen Verhaltens. Wie gehen wir damit um? Als Individuum leben, ohne das Verhalten zu ändern? Radikal nachhaltig werden? Auch hier wurde von allen Seiten ein Mittelweg vorgeschlagen. 

Schurmann berichtete von einem Format im österreichischen Fernsehen, in dem Einzelpersonen und ein konkretes Problem aus ihrem Alltag vorstellt werden. Hier werde zunächst gezeigt, wie diese Einzelperson, z.B. ein Bauer, mit der Situation umgegangen ist und dann wird von dieser Ebene auf die Metaebene herausgezoomt und betrachtet, wie das Problem im System eingeordnet werden kann und was sich hier ändern müsste.

Mensching stellte ergänzend das Konzept des ökologischen Handabdrucks vor. Während der ökologische Fußabdruck aufzeigt, wie viel biologisch produktive Fläche auf der Erde benötigt wird, um den Lebensstil und Lebensstandard eines Menschen dauerhaft zu gewährleisten, steht der ökologische Handabdruck für die Aktivitäten eines Menschen, die nicht nur seine eigenen Umweltauswirkungen, sondern auch die anderer Personen verringern. Eine Teilnehmerin aus dem Publikum ergänzte, dass der soziale Kipppunkt bereits bei 25% liege. Würden also 25% der Bevölkerung ihr Verhalten in Bezug auf ein Thema ändern, würden viele andere folgen. Diese Aussicht würde motivieren, über die eigenen Einstellungen und das eigene Verhalten nachzudenken.

Aus dem Publikum kam eine weitere spannende Frage: Warum waren wir bei der Covid-Pandemie bereit, sofort zu handeln und massive persönliche Einschränkungen in Kauf zu nehmen, sind das bei Klimaschutzmaßnahmen aber nicht? Schwen führte das auf die anders gelagerte Handlungslogik zurück. Während bei der Pandemie der direkte Einfluss des eigenen Handelns sichtbar gewesen sei (z.B. keine Kontakte = keine Ansteckung), sei dies in Bezug auf die Klimakrise wesentlich mittelbarer. 

Eine Frau steht vor einer großen Gruppe von Zuhörenden

Mitmachen statt zuhören: Engagierte Diskussionen der Besucher:innen und Referent:innen kennzeichnen das Veranstaltungsformat "Herrenhausen Xchange - Deine Ideen für Morgen".

Praktische Hinweise und Tipps

Wie bei jedem Herrenhausen Xchange konnte das Publikum eigene Projekte und Tipps und die Diskussion einbringen.

Verein JANUN

Johanna Weise stellte den Verein JANUN vor – ein Netzwerk von Jugendgruppen im Natur- und Umweltschutz Niedersachsen. Sie berichtete, dass es nicht einfach sei, Menschen für mehr Umwelt- und Naturschutz zu motivieren.

Um dies zu erreichen, verfolgt der Verein vier Ansätze:

  1. Dem Thema ein Gesicht geben: Der Verein lädt regelmäßig Menschen aus anderen Regionen der Welt ein, z. B. aus Malawi oder Grönland, und organisiert dann Austauschveranstaltungen, so dass über die persönliche Ebene ein größeres Bewusstsein erzielt wird.
  2. Vernetzung junger Menschen und gemeinsames Handeln: Internationale Veranstaltungen dienen zum Austausch darüber, welche Auswirkungen des Klimawandels an welchen Orten bereits zu spüren sind und wie lokal vorgegangen wird.
  3. Kein schlechtes Gewissen machen! Das führt nur zu einer Abwehrreaktion. Stattdessen geht es darum, Informationen bereitzustellen, Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen und Ideen realisierbar zu machen.
  4. Immer wieder bewusst machen: Nur gemeinsam können wir viel erreichen.
Sketchnote "Das Klima kennt keine Grenzen"

Klimaschutzagentur Hannover

Anschließend präsentierte sich die Klimaschutzagentur Hannover. Diese berät zu den Themen Wärmepumpen, Dämmung und Solarenergie, in regelmäßigen Terminen sowohl online als auch in den Kommunen.  Neben der Vermittlung von fachlichen Informationen versucht die Klimaschutzagentur, die Menschen emotional anzusprechen. Ihr Ziel: Barrieren zu senken, Wissen zu vermitteln, verbindlich zu sein und so die Motivation bei den Bürger:innen zu steigern, sich mit den verschiedenen Möglichkeiten des Klimaschutzes im Eigenheim auseinanderzusetzen. Aus dem Publikum kam an dieser Stelle der interessante Einwurf, dass die Funktionslogik des Klimaschutzes immer wieder über die Finanzen laufe. Es scheine, als könne man Menschen nur dann dazu motivieren, etwas für den Klimaschutz zu tun, wenn man ihnen aufzeige, wie sie kurzfristig Geld sparen könnten. Dabei gehe es um nicht weniger als unser aller Überleben. 

Sketchnote mit Adresse www.klimaschutzagentur.de - Vorträge: Dämmung, Solar, Wärmeenergie

climateconnections.de

Es folgte ein weiterer Tipp: der Hinweis auf die Website climateconnections.de. Hier steht ein Workshopkonzept zum Download bereit, mit dessen Hilfe man im eigenen Umfeld erarbeiten kann, wo man außerhalb des eigenen Haushalts den größten Hebel hat. Denn häufig sei man in andere Gemeinschaften wie beispielsweise Vereine eingebunden, in denen es enormes Potenzial für Veränderungen hin zu einer bessere Klimabilanz gebe.

Sketchnote mit Adresse "www.climateconnections.de"

Wie kann man mit den eigenen Gefühlen angesichts der Klimakrise umgehen?

Gegen Ende der Veranstaltung ging es um die Gefühle, die der Klimawandel beziehungsweise die Informationen darüber auslösen. Es gibt dafür mittlerweile den offiziellen Begriff "Klimagefühle", dabei handelt es sich häufig um Angst, Ohnmacht oder Wut. Wie kann ich als Individuum damit umgehen?

Schwen betonte, dass Klimagefühle real, angemessen und belastend seien. Es sei ein enormer Prozess, sich damit auseinanderzusetzen. Dabei sei es vor allem wichtig, diese Gefühle zu akzeptieren. Menschen, die diesen Prozess durchlaufen hätten, seien danach auch bereit, zu handeln und Veränderungen auf sich zu nehmen bzw. zu veranlassen. 

Das Wir-Gefühl ist enorm wichtig

Franziska Mensching

Die Psychologin Mensching unterstützte diesen Ansatz. Sie betonte, dass, neben dem Aushalten der Gefühle, Räume für den Austausch zur Verfügung stehen müssten. In Hannover gebe es regelmäßige Klima-Cafés von Psychologists & Psychotherapists 4 Future, wo man sich mit professioneller Unterstützung mit anderen Gleichgesinnten austauschen könne. Das Wir-Gefühl sei enorm wichtig, damit man sich nicht allein fühle. Ein weiterer wichtiger Baustein sei die Selbstwirksamkeit.

Sketchnote mit Text "Im Klimacafe Hannover über Klimagefühle reden"

Hier ergänzte Schurmann, dass im Rahmen der Selbstwirksamkeit aber auch aufgezeigt werden müsse, in welchen Bereichen es überhaupt Sinn mache, aktiv zu werden. Wo sitzt der größte Hebel? Im Privaten sei dies in der Regel die Vermeidung beziehungsweise der Verzicht auf Autofahren, Fleischkonsum oder Flugreisen sowie – falls vorhanden – ein nachhaltiges Eigenheim. Darüber hinaus könne man sich – wie oben erwähnt – in vorhandenen Strukturen für mehr Klimaschutz einsetzen, z. B. für Fleischfreiheit in der eigenen Kantine.

Die Veranstaltung endete mit einer Meldung aus dem Publikum: Ein Gast bemerkte, dass er nun eher frustriert und pessimistisch aus der Veranstaltung gehe, er habe auf motivierende Worte gehofft. Und genau dieser Kommentar traf den Kern der Veranstaltung, wie auch Schwen anmerkte: Geht es um gute Gefühle oder um die Konfrontation mit Fakten? Sind Optimismus und positive Gefühle wichtiger als die Auseinandersetzung mit der Realität? 

Sketchnote: Wir können das gemeinsam schaffen

Podium

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